Eine kleine Einführung in die Geschichte des Violinbass' Wenn im Folgenden von 'Violinbass' gesprochen wird, so greift dies lediglich die übliche Bezeichnung dieses Instrumentes auf, die sich im Sprachgebrauch durchgesetzt hat und unter der auch Höfner selbst das Instrument vermarktet hat. Man darf getrost davon ausgehen, daß Karl Höfner der Unterschied zwischen einer Violine und einer Viola d'amore (dem der Bass am ehesesten gleicht) durchaus bewußt war - nicht jedoch der breiten Bevölkerung. Diese Zielgruppe wußte aber etwas mit dem Begriff einer Violine anzufangen, weshalb man vermutlich aus marktpolitischen Gründen zu dieser Vereinfachung gegriffen hat. Auf die Frage, welches wohl er erste Violinbass auf dem Weltmarkt war, hört man oft von meist selbsternannten Fachleuten: "Der EB-1 von Gibson!". Vielleicht ist ja nicht die Antwort, sondern bereits die Frage falsch gestellt, wenn nicht genau definiert ist, was denn einen Violinbass eigentlich ausmacht? Man muß nicht unbedingt erst einen Violinkorpus durchsägen, um herauszufinden, daß dieser hohl ist! Dieser Hohlkorpus ist Teil des Prinzips, das an solchen Instrumenten angewendet wird, um ihren speziellen Klang zu erzeugen. Unter diesem Gesichtspunkt wollen wir herausfinden, welcher der ersten Violinbässe tatsächlich auch diesen Namen verdient! Gibson EB-1 Nach
dem zweiten Weltkrieg verlangte die aufkommende Rock&Roll Musik
unausweichlich nach neuen Musikinstrumenten. Spätestens als
Rickenbackers 'Bratpfanne' zur ersten öffentlich erhältlichen
Stromgitarre wurde, hatten die Kontrabaß-Spieler häufig Probleme, sich
lautstärkemäßig durchzusetzen. |
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Einer
von Fenders Konkurrenten war der Nachfolger des 1918 verstorbenen
Orville Gibson, dem der etwas schleppende Verkauf des Precision Bass
natürlich nicht verborgen blieb und so machte man sich im Hause Gibson
Gedanken, ob man nicht eine Variante eines E-Basses anbieten könnte,
die die Ablehnungs-Argumente der Bassisten aushebeln könnte.
Bereits 1938 hatte man hier Erfahrungen mit einer elektrifizierten
Bass-Version
machen können, die, wie ein Kontrabass, aufrecht gespielt wurde. Bei
Ausbruch des 2. Weltkrieges wurde das Projekt auf Eis gelegt und die
bis dahin gebauten zwei Prototypen verschwanden zunächst im
Lager. Jetzt in den innovativen 50er Jahren erinnerte man
sich
der Experimente und die Firma kam schließlich auch mit einer Art
'Precision' Bass heraus
(Fender hatte das Instrument 'Precision' getauft, weil es der erste
bundierte Bass war, an dem man ganz 'präzise' die Töne treffen konnte,
auch ohne jahrelange Übung an bundlosen Hälsen). Dieser sollte
allerdings so
deutlich wie möglich die äußere Form eines Kontrabass' erahnen lassen.
Natürlich mußten sie den Korpus erheblich kleiner machen als bei einem
Kontrabass, denn er sollte ja vor allem tragbar sein für diejenigen,
die bereit waren, die neue Art des Bass-Spielens auszuprobieren. |
EB-1
1955 |
Niemand
kann ernsthaft abstreiten, daß ein massives Stück Holz, das über 5 Kilo
wiegt und eine anschraubbare Eisenstange hat, nichts mit der
zebrechlichen Konstruktion einer Violine zu tun hat, denn der
Vollholzkorpus
wurde natürlich nicht ausgehöhlt, weshalb das Ergebnis auch kein
Violin-Korpus war und insofern das Instrument auch definitiv kein
Violinbass! Ganz am Rande sei noch erwähnt, das man mit einem so
kleinen und zerbrechlichen Violinkorpus auch höchstwahrscheinlich
Probleme gehabt hätte,
den eisernen Standfuß bruchsicher anzubringen. So weit mir bekannt ist,
wurde das daher auch äußerst selten versucht, wie z.B. kurzzeitig bei Crown oder auch bei
Egmond/Lion, wozu
der Korpus innen mit einem durchgehenden Holzklotz
verstärkt werden mußte, was dann allerdings den Vorteil des geringen
Gewichtes wieder weitgehend zunichte machte. |
Die Nachbauten Kaum jemand in der Bass-Szene ist sich darüber bewußt, daß der 500/1 neben den Fender Bässen 'Jazz' und 'Precision' der am meisten kopierte Bass weltweit ist. Das ist besonders deshalb bemerkenswert, weil es ungleich aufwändiger ist, einen Halbakustik-Korpus zu bauen als einen Vollholzbody. Diese zeitraubenden Produktionsverfahren waren der Grund, weshalb die Kopierfirmen verzweifelt nach Möglichkeiten suchten, um die Kosten der Violinbass-Produktion zu senken. Das Ergebnis dieser Suche nach dem billigsten Kasten, der wenigstens noch ein bißchen nach Höfner-Bass aussah, war eine Methode, die ansatzweise bereits in den siebziger Jahren und in verbessertem Verfahren auch heute noch von den meisten koreanischen und chinesischen Herstellern verwendet wird. Während die zahlreichen japanischen Kopien aus den 60er Jahren noch alle in Handarbeit hergestellt wurden, was teilweise sehr schöne Modelle mit respektablen Eigenschaften hervorbrachte, sind die meisten heutigen Versionen praktisch Ergebnisse der Wegwerfgesellschaft. |
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Die vier häufigsten Methoden einen Violinbass-Korpus herzustellen. |
Momentan gibt es über 300 verschiedene Violinbässe in der Galerie sowie zahlreiche violinförmige Vollholzbässe und Violingitarren, weitere werden sicher folgen. Manche sind wunderschön, andere eher furchtbar aber alle erinnern irgendwie an die Swinging Sixties, als der Beat neu erfunden wurde... |