You are here   >>>>>>    Konstruktion  Home Gallery

This page english in english

Herstellungsmethoden von Violinbässen





Grob gesagt läßt sich hauptsächlich zwischen vier verschiedenen Arten unterscheiden, einen Korpus herzustellen, der (mehr oder weniger) einer Violine gleicht:

  • dem Vollholz-Korpus
  • dem echten Violin-Korpus
  • der Dick-Zarge
  • dem Sperrholzstapel


Der Vollholz-Korpus

Für die einfachste, der oben aufgeführten Varianten wird im Grunde nur eine Säge und ein dickeres Brett benötigt. Leider gleicht das Ergebnis dann meistens auch nur von Weitem einer Violine. Spätestens beim Hochheben bemerkt man, daß dieses Ding unmöglich innen hohl sein kann und insofern eigentlich nicht wirklich etwas mit einer Violine zu tun hat - weshalb es hier auch keine weitere Erwähnung findet.


Die wohl aufwändigste Herstellungsmethode ist wohl der echte Violinkorpus, dessen Zarge ähnlich dünn ist wie Decke und Boden des Instruments, was zur Herstellung schon einiges an Fachkenntnissen und an Zeit benötigt.

Der echte Violin-Korpus

Wie der Name schon sagt ist der echte Violin-Korpus nach dem gleichen Prinzip aufgebaut wie eine Violine.

Nach der Wahl des geeigneten Holzes wird dieses in mehreren Schichten verleimt und verpresst, sofern die Konstruktion mehrschichtig geplant ist.

Anschließend werden Boden und Decke ausgesägt und die aufwändige Zargenkonstruktion beginnt. Vorderer und hinterer Teil der Zarge werden dabei mit angepaßten Eckverbindern an die zuvor ebenso zeitintensiv in Form gebrachten Mittelelemente geleimt. Eine langwierige und knifflige Angelegenheit, deren Ergebnis aber allein vom Gewicht her kaum zu unterbieten ist.



Anfang 2000 führte Höfner mit dem 'Sustain Block' eine Variante des echten Violinkorpus ein, die bei den in Fernost hergestellten HCT-Modellen zur Anwendung kam. Bei dieser nicht wirklich neuen Konstruktion sind die in obigem Bild sichtbaren Stabilisierungsklötze an Hals und Korpusende durch ein koplett durchgehendes Holzstück ersetzt, das die Zugkräfte der Stahlseiten aufnimmt. Da diese Aufgabe dabei nicht mehr durch den Korpus selbst übernommen werden muß, können bei seiner Konstruktion einfachere (Schicht)-Hölzer zur Verwendung kommen, allerdings kann dadurch auch die Decke nicht mehr schwingen. Insofern wird durch die Bezeichnung 'Sustain Block' zwar der Eindruck einer vorteilhaften Weiterentwicklung vermittelt, was aber nicht über die Tatsache hinwegtäuschen kann, daß man sich mit eben dieser Veränderung vom Klangeindruck der alten Violinbässe wegbewegt. Eine Gegenüberstellung verschiedener moderner Höfner-Modelle findet sich hier.


Zwischen obiger einfachsten und dieser schwersten Methode sind die beiden im Folgenden beschriebenen anzusiedeln, die Dick-Zarge und der Sperrholz-Stapel.

Die Dick-Zarge

Als in den sechziger und siebziger Jahren plötzlich der Nachbau amerikanischer, deutscher oder auch italienischer Instrumente so lukrativ wurde für Japan (und später auch für Korea oder China) lag das an den gleichen einfachen Gesetzen des Marktes, die auch heute noch funktionieren:
  • der Nachbau muß so billig wie möglich aber dabei so nah wie möglich am Original sein
  • wer zuerst mit seinem Produkt am Markt ist, fährt üblicherweise den größten Gewinn ein
  • Billiginstrumente werden selten von echten Kennern gekauft, warum also sollten sie besonders gut klingen?
Anhand dieser Überlegungen kann der Unternehmer meistens entscheiden, ob er den Massenmarkt bedienen will, wozu er in erster Linie billig und schnell sein muß, oder ob er den Schwerpunkt lieber auf hohe Qualität legen will, was meistens gleichbedeutend ist mit längerer Produktionszeit und höheren Kosten des Endproduktes. Kein Wunder, daß sich die meisten japanischen Firmen in den sechziger Jahren da für den schnellen Yen entschieden, zumal das Know-How für echte Qualitätsinstrumente nicht aus dem Stand erworben werden konnte. Für die geplante Produktion von Violinbässen bedeutete dies, daß man sich für den Korpus etwas anderes einfallen lassen mußte, als die aufwändige Zargenkonstruktion der Bubenreuther Violinbauer.

Aus dieser Notwendigkeit wurde daher die erste Methode entwickelt, mit der diese Herstellungsklippe umschifft werden konnte, indem man die Zargenhöhe einfach mit zurechtgeschnittenen Holzleisten, die etwa den Querschnitt einer Dachlatte hatten, aufschichtete. Sie wurden auf den Rand des Bodens geleimt, bis die erforderliche Höhe erreicht war, dann kam die Decke drauf und das überstehende Holz wurde abgeschliffen.


In den meisten Fällen reichten bereits zwei dieser Latten, um die erforderliche Zargenhöhe zu erreichen, wobei die Anzahl der durch die Teilstücke entstehenden Stoßstellen eher zweitrangig war. Um diese 'unechte' Zarge zu tarnen, wurde sie entweder furniert oder in den einfacheren Fällen deckend lackiert.

Schleift man die Zarge eines solchen Veterans aus den Sechzigern ab, kommt das Konstruktionsprinzip wieder zum Vorschein, besonders gut an den Stoßstellen unterschiedlich gefärbter Leisten zu erkennen. Die Zargenstärke ist mit ein Hauptgrund für das höhere Gewicht dieser Bässe. Während z.B. Höfner oder Klira-Bässe aus der Zeit gerade mal die 2kg-Marke überschreiten, bringt es ein Instrument mit der Leistenzarge auch schonmal auf das Doppelte!

Obwohl die tatsächliche Zargenstärke je nach Hersteller variierte, brachte es doch für alle das gleiche Problem: das Gewinde der Anschlußbuchse für den Klinkenstecker war für die Wandstärke zu kurz! Daher 'lieh' man sich die Idee früherer Vollholz-Gitarren wie der Les Paul und montierte die Buchse in eine Metallplatte, die ihrerseits dann auf beliebig dicken Wandstärken angebracht werden konnte.

Auch heute noch ist die Verwendung einer solchen Buchsenplatte daher fast immer ein Hinweis darauf, daß das Instrument keine dünne Violinzarge besitzt, denn in diese könnte man die Buchse ja direkt einsetzen, wie es bei den meisten 'echten' Violinbässen auch der Fall ist.

Als Paul McCartney in den 90ern seinen 500/1 wieder als Tourbass nahm, nachdem er zuvor meist mit einem Rickenbacker auf der Bühne gestanden hatte, löste das plötzlich wieder eine weltweite Nachfrage an Violinbässen aus. Dummerweise bestand aber zu diesem Zeitpunkt so gut wie keine Produktionslinie mehr dafür in Japan, da die Nachfrage in den 80er Jahren so gut wie zum Erliegen gekommen war. Der 'Goldrausch' der frühen 70er war vorbei und es war kurzfristig niemand in Sicht, der bei den in 20 Jahren gestiegenen Handwerkslöhnen hätte größere Stückzahlen eines konkurrenzfähigen Höfner-Clons produzieren können.

Natürlich wäre eine Firma wie Gibson mit ihrer Produktionserfahrung von Halbrsonanzbässen in der Lage gewesen, einen eigenen Violinbass ins Rennen zu schicken, allerdings kaum unter dem Preis, den Höfner für den handgearbeiteten 500/1 verlangte. Vielleicht floß in Erinnerung an die Mißerfolge mit dem EB-1 auch die Befürchtung mit ein, daß die Zielgruppe doch eher das 'Original' kaufen würde, wenn man so ein Instrument nicht zu einem eklatant niedrigeren Preis anbieten konnte.

In diesem Zusammenhang bot es sich an, der Gibson-Tochter Epiphone, die eher das untere Preissegment bedient, den Entwicklungsauftrag zu erteilen. Epiphone hatte zu diesem Zeitpunkt bereits Instrumente in Fernost fertigen lassen, weshalb entsprechende Kontakte bestanden un
d im Gegensatz zu den Produktionsmethoden vor 20 Jahren konnte man jetzt einen großen Teil der Arbeiten automatisieren. So wurde eine Technik entwickelt, violinförmige Sperrholzringe aufeinander zu stapeln, die als Endprodukt tatsächlich einem echten Violin-Korpus ähnlich sahen, im Grunde aber nichts anderes waren, als eine moderne Version der früheren Dick-Zarge.
Nachdem Epiphone den Viola-Bass in den Neunzigern vorgestellt hatte, folgten sehr bald zahllose Fernost-Firmen diesem Prinzip, das bis heute angewendet wird.

Der Sperrholz-Stapel

Hierbei erledigt eine Stanze, die auf der einen Seite mit Sperrholztafeln gefüttert wird und daraus violinförmige Platten stanzt, den Löwenanteil. Eine der Platten ist der Boden, eine andere die Decke, die restlichen 20 werden erneut in die Maschine gefahren, wo die Innenteile ausgestanzt werden, so daß violinförmige Ringe übrig bleiben. Sie werden mit reichlich Leim so lange aufeinander gestapelt, bis die erforderliche Höhe erreicht ist. Müßig zu erwähnen, daß der daraus entstandene Klumpen aus Sperrholz und Leim  nichts mehr mit  der ursprünglichen Konstruktion einer Violine oder eben eines echten Violinbasses zu tun haben kann. Ebenso klar dürfte auch sein, daß das Schwingungsverhalten durch den hohen Leimanteil ein völlig anderes ist, selbst im Vergleich zu den alten Dick-Zargen, was zwangsläufig einen Einfluß auf den Klang haben muß. Das gilt insbesondere dann, wenn auch andere Komponenten des Instruments, wie Mechaniken oder Tonabnehmer, oftmals vom billigsten Zulieferer stammen.
 

Natürlich findet sich auch an dieser moderneren Version die Metallplatte wieder, in der die Anschlußbuchse montiert wird, da der aus Sperrholzringen gestanzte Korpus am Rand nicht beliebig schmal ausgelegt werden kann, sonst wird er instabil. Insofern ist das Problem das gleiche, wie bei der alten Holz Dickzarge: die Wandstärke ist einfach zu groß für eine handelsübliche Klinkenbuchse!


Bei den Violinbässen, wo kein Zweifel besteht, daß sie nach der Sperrholz-Stapel Methode gefertigt wurden, habe ich daher meist eine Kennzeichnung angefügt, um sie schon im Vorfeld auf einen Blick von den 'echten' bzw. den alten Dick-Zargen unterscheiden zu können.
(Standard Chinese or Korean Plywood and Glue Chunk).